Hallo, gackernde Frida. Warum wir stolze Besitzer unseres eigenen Miethuhns sind.
Es ist ein sonniger Tag im Herbst, als Flo und ich beschließen, uns ein Huhn zu mieten. Also setzen wir uns in unser Auto und fahren gen Süden, auf ins baden-württembergische Regglisweiler. Vorbei an kleinen Dörfern, hübschen Kirchen und Feldern. Bei Familie Bosch erwartet uns nicht nur ein liebevoll hergerichteter Hof, sondern auch ein besonderes Konzept, das sich die Landwirte für die Vermarktung ihrer Produkte haben einfallen lassen. Auf dem Hof gibt es nicht nur frische Eier. Nein, hier kann man sich gleich ein ganzes Huhn mieten.
1 Jahr lang läuft der Mietvertrag. Pro Monat gibt es Gutscheine für 30 Eier. Dafür zahlt der Mieter einen Preis von neun Euro monatlich. Mit nach Hause genommen, wird das Tier allerdings nicht. Es bleibt in seinem gewohnten Umfeld und kann dort fröhlich weiter“eiern“.
Die Idee, Hühner zu vermieten, hatten Lukas und Vater Klaus Bosch, als sie im Mai mit der Legehennenhaltung angefangen haben. Etwa 150 Hühner gackerten und scharrten damals auf einer grünen Wiese am Ortsrand von Regglisweiler, auf dem die Familie ihr Hühnermobil abgestellt hat. „Wir haben uns überlegt, wie wir all die Eier an den Verbraucher bringen können“, erzählt Klaus Bosch. Die Lösung lautete schließlich: die Hühner vermieten.
Mit der Idee schlägt die Familie quasi zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits bringt sie die frischen Produkte an den Verbraucher, andererseits bekommt dieser wieder mehr Bezug zur Landwirtschaft. Denn im Mietvertrag inbegriffen sind nicht nur Eier, Futter, Wasser und medizinische Versorgung, sondern auch ein dauerhaftes Besuchsrecht der eigenen Legehenne. Wer möchte, bekommt eine kleine Führung durch Hof und Hühnermobil – und kann seinem Tier gleich beim Eierlegen zusehen.
Uns zwischen 150 gackernden Tieren für unser Huhn zu entscheiden, ist gar nicht so leicht. Wenn nicht gar unmöglich. Denn kaum haben wir Frida ins Auge gefasst, ist sie auch schon wieder in der Menge ihrer identisch aussehenden Hühner-Freundinnen verschwunden. Versuch der Wiedererkennung: zwecklos. Macht nix. Immerhin haben wir ein schmuckes Bild von unserem Huhn, das ab sofort die Eier für unsere süßen Leckereien legt.
Jedem Mieter sein ganz peresönliches Huhn zur Verfügung zu stellen, das können die Boschs nicht. „So viele verschiedene Markierungen würde es gar nicht geben“, sagt Klaus Bosch und lacht. Nur bei Kindern, da werde ab und an eine Ausnahme gemacht. Können wir verstehen.
Denn was für uns vielmehr zählt, als die Idee, ein „eigenes“ Huhn zu haben, ist der Gedanke, der dahinter steckt. Wir wissen, woher unsere Eier kommen. Mehr noch: Wir wissen sogar, wer sie legt. Und wir wissen, dass die Hühner dort, wo sie leben, artgerecht gehalten werden. Transparenter geht Landwirtschaft nicht. Frida und Girls-Gang, ihr seid eingestellt.
Für Familie Bosch ist die Vermietung ihrer Hühner aber noch mehr als ein Mittel, Verbraucher wieder näher an die Landwirtschaft heranzuführen. Es ist für sie ein zusätzliches Einkommen. Die Idee kam so gut an, dass sich Klaus Bosch und Sohn Lukas dazu entschlossen haben, das Geschäft zu vergrößern und einen zweiten mobilen Stall zu kaufen.
Ein romantisiertes Bild von der Landwirtschaft will die Familie nicht vermitteln: Wenn die Legeleistung der Tiere nachlässt, werden sie geschlachtet. Mit im Mietpreis inbegriffen ist deshalb auch ein Suppenhuhn. Abholen muss der Mieter es natürlich nicht, wenn er nicht mag. „Wir geben unseren Kunden auch gerne das Huhn mit nach Hause“, sagt Klaus Bosch. Dann kann es im eigenen Garten seinen Hühner-Lebensabend verbringen.
Ein Hühnermobil: Der fahrbare Luxusstall
Das fahrbare Hühnermobil ist das Herzstück der Eier-Produktion auf dem Hof der Familie Bosch. Die Hühner leben dort in einem transportablen Stall, der regelmäßig umgesetzt wird, sodass die Hühner immer frisches Grünfutter und Platz zum Scharren, Picken und Herumlaufen haben. Im Stall gibt es Fenster, Sitzstangen, Legenester, Geflügeltränken und alles, was das Hühnerherz begehrt.
Da Hühner an sich sehr ängstliche Tiere sind, erklärt uns Klaus Bosch, entfernen sie sich nie weit von ihrem Stall. Riesige Flächen, auf denen die Tiere picken können seien daher überflüssig. Der große Unterschied zur Freilandhaltung: Ist das Gras um den Stall abgefressen, kann das Mobil an eine neue Stelle gefahren werden.
Das war sie also, die Geschichte, warum ein Miethuhn ab sofort unsere Eier legt.
Wir hoffen, ihr habt Frida schon genauso ins Herz geschlossen, wie wir!
Habt es schön,
Eure Madeleine & Euer Flo.
{Gagaaaaaack}